Marcus Johanus – Zum zweiten Mal tot

Vor nahezu genau zwei Jahren rezensierte ich an dieser Stelle Entfesselter Tod von Johanus. Nach den großen Ankündigungen war ich natürlich umso mehr auf seinen neuen Roman “Zum zweiten Mal tot” gespannt. Titelheldin ist diesmal die extrem erfolgreiche Kriminalpsychologin Lisa Kreuzer. Bis sie ein tödlicher Autounfall aus der Bahn wirft. Wiederbelebt wird sie mit einer Selbsthilfegruppe und sich einer daraus ergebenden Suche nach einem Handy-Stalker konfrontiert, der ihr und anderen aus der Gruppe den zweiten Tod wünscht.

Die Handlung hat eigentlich alle Zutaten, die mir an einem Thriller gefallen: einen (im wahrsten Sinne) krachenden Anfang, eine kaputte Heldin, die im Laufe des Romans zu sich finden muss, und ein mysteriöses Täterrätsel, das es zu lösen gilt. Ich schreibe “eigentlich”, denn die Story hat mich leider emotional nicht gepackt. Die Protagonistin ist mir eher fremd, unnahbar und fast schon unsympathisch geblieben. Zudem erschienen mir die diversen Ablenkungsmanöver vom wahren Täter zu aufgezwungen und durchschaubar. Insbesondere ein vermeintlicher Selbstmord war für mich doch zu offensichtlich “unkoscher”. Der Story selbst kann ich dabei keinen Vorwurf machen, ich fand sie durchaus logisch und prinzipiell spannend geschrieben. Am meisten hat mich das Ende enttäuscht, das ich als schwach und wenig inspirierend empfand. Vor allem die Motivation des Täters war dann doch eher im Rahmen des Banalen.

Die Charaktere sind sich über den Roman hinweg treu geblieben, auch wenn mir der mittlerweile immer wieder auftretende Charakter des aggressiven Kommissars fast schon als moderner Stereotyp erscheint. Die Heldin hat, wie auch beim Entfesselten Tod, eine massive Entwicklung durchgemacht. Aber sie blieb dabei glaubhaft. Nett fand ich die Anspielung auf Entfesselter Tod. Aber leider fehlte mir bei dem technisch sicherlich sehr guten Stil der Erzählung ein wenig die humorige Komponente. Und das Thema Nahtoderfahrung wurde leider auch nur angekratzt und nicht vertieft, wie ich es laut Klappentext erwartet hätte.

Am Ende verbleibt ein ordentlich unterhaltsamer Roman mit (für mich) diversen Schwächen. Eine davon ist der Buchtitel, der mir von Klang und Rhythmus zu liebenswürdig für einen Thriller daherkommt.

schulz