Jussi Adler-Olsen – Das Alphabethaus

Eine doch eher ungewöhnliche Lektüre für meinen Geschmack lag mir mit dem Buch Das Alphabethaus von Jussi Adler-Olsen vor mir. Die Kriminalromane um dessen Kommissar Mørck haben mir ja zum größten Teil gefallen. In diesem Roman jedoch (der eigentlich sogar Adler-Olsens Erstlingswerk ist) erzählt er von zwei Freunden Bryan und James, die in Teil Eins des Buchs im zweiten Weltkrieg auf gemeinsame Mission geschickt wurden, und nach derem Fehlschlag sie eine traumatische Zeit in einem “Psycholabor” verbrachten. Der zweite Teil spielt Jahre später, als Bryan versucht, den Tod geglaubten Freund wiederzufinden. Der Thrill ergibt sich durch eine Gruppe Deutscher SS-Offiziere, zunächst als Simulanten in dem Alphabethaus und später als Gegner bei der Suche nach James.

Im Prinzip wird im Roman das Szenario des zweiten Weltkriegs nur als Hilfsmittel benutzt. Es handelt sich nicht im Ansatz um einen Kriegsroman, soll es auch nicht sein. Allerdings hat sich Adler-Olsen der SS-Offiziere auf sehr klischeehafte Weise einen Gegner aufgebaut, das Setting und die Gegner wirken alle leicht austauschbar und bleiben durchweg recht farblos.

Überhaupt ist der Handlungslauf sehr unglaubwürdig. Der “rote Faden” stützt sich auf zu viele Zufälle, die Protagonisten erscheinen oftmals sehr naiv und entscheiden sich für Wege, die sehr fragwürdig sind. Als Folge nahm mich das Schicksal der beiten Briten nicht wirklich mit, die Erzählung blieb oberflächlich und distanziert. Die Geschichten der Antagonisten wurden lieblos in Mitten der Geschehnisse wie zitiert vorgetragen, so dass auch keine wirkliche Antipathie aufgebaut wird. Zwar war deren Handeln brutal und abstoßend, aber auch hier bleibt man als Leser auf Distanz zum Geschehen.

Im Nachwort erklärt Adler-Olsen, dass der Roman von Freundschaft erzählt und davon, im Stich gelassen zu werden. Für mich ist es keines von beidem. Es erzählt von zwei Parteien, die sich zu zwei unterschiedlichen Zeiten als verbitterte Feinde treffen, und von denen eine Partei obsiegt. Und dies leider gespickt mit nicht nachvollziehbaren Verhaltensweisen und noch mehr glücklichen Umständen.

 

schulz